Unser "Freund" Abdul

Wir erinnern uns ...

Fehlerhafte Visitenkarten harren darauf, uns in korrigierter Form zugeschickt zu werden.


Der Geschichte dritter Teil: März 2007

Und wieder vergeht ein Jahr. In dieser Zeit macht sich Abdul eher rar. Einmal klingelt das Telephon, und es ist Abduls Nummer - da muss er wohl sein Handy wieder gefunden haben (es war ja ins Wasser gefallen, wir erinnern uns). Natürlich gehe ich nicht dran, denn wie jeder gute Ägypter, der einen "reichen Freund" in Europa anruft, nutzt auch Abdul diesen Anruf ja nur dazu, mich dazu verleiten, ihn anzurufen - schließlich habe ich mehr Geld als er, und er hätte gern noch etwas davon. Da ich ja aber weiß, dass es Abdul ist, rufe ich auch nicht zurück. Ich weiß ja, was er will.

Zwei Monate später ruft Mahmoud an. Der ist aber kein richtiger Ägypter, denn ich gehe nicht nur dran, sondern er telephoniert gar auf seine Kosten mit mir. Es gibt ein wenig Smalltalk, und wir versprechen, im März wieder in Luxor zu sein.

Dann wird es März, und wir sind wieder in Ägypten, und siehe, Abdul setzt sich mit uns in Verbindung. Beim Bummeln durch die Bahnhofsstraße laufe ich ihm "aus Versehen" in die Arme. Na, Zufälle gibt's ... "Irgendwie" hat das noch nicht geklappt mit den Karten, weil es war zu teuer, sie zu schicken, und er hatte meine Adresse nicht, die ich ihm ein Jahr zuvor gegeben habe. Na, gut, kann ja passieren ... Und ich hätte ihn ja auch ruhig mal anrufen können, jawohl, wo er doch extra angeklingelt hat, dass er einen Gesprächswunsch habe.

Er hat die Sachen jetzt natürlich nicht dabei, und so verabreden wir uns später noch einmal, im bekannten grünen Cafe, damit dann endlich die Übergabe erfolgen könne.

Zwei Tage säter treffen wir uns wieder, und Abdul möchte wissen, was er denn für uns tun könne. Ich sage, er möge uns doch bitte die korrigierten Karten geben. Ei, klar. Aber ob er denn sonst noch etwas ...? Nein. Wirklich nicht? Nei-hein. Vielleicht Gewürze oder ...? NEIN. So langsam dämmert es ihm. Ob es uns denn lieber wäre, wenn wir nichts mehr mit ihm zu tun hätten? Ah, gewonnen.

Da zieht unser Abdul eine ganz traurige Miene, steht auf, holt von hinter der Theke (anscheinend hat sich sein Ansehen in diesem Lokal gebessert) unsere Visitenkarten und drückt sie mir mit den Worten "Ging nicht neu drucken, war euer Fehler" in die Hand. Man erinnere sich - das sind die gleichen Karten, die schon lange fertig sind und die er nur deshalb nicht schicken konnte, weil er ja meine Adresse nicht hatte. Welch wundersame Welt.

Na, gut; wir hatten ohnehin nicht mehr damit gerechnet, die Karten ersetzt zu bekommen, und so sind wir bis heute im Besitz von jeweils 100 falsch gedruckten Vsitenkarten, wie nachstehend abgebildet und freigegeben zur Fehlersuche (Sandy meint,die arabische Rückseite sei in Ordnung):

Das Letzte hingegen, was wir von Abdul sehen, ist wie er, leicht vornübergebeugt und sicherlich immer noch mit todtraurig-leidenem Gesichtsausdruck (er hat ja so ein schweres Leben, wie erinnerlich) das Kaffeehaus verlässt. Er humpelt sogar wieder. Aber da kommt auch schon unsere Wasserpfeife, und es gibt Wichtigeres zu tun.

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