Mubarak Ali Hassan Maki

Das hier ist nicht wirklich eine Anekdote, sondern noch ein wenig mehr über unseren Freund Mubarak, den aber keiner Mubarak nennt, sondern stets Hassan. Hassan und seine Familie (seine Frau Fatma, dazu sechs Kinder - zu denen irgendwann einmal mehr) betreibt in El Ezba, einem Dorf etwa vier Kilometer vom Westufer des Nils in der Höhe von Luxor entfernt, eine kleine Pension namens Schöne Aussicht, für die ich nun wirklich schon genug Werbung gemacht habe (also gut: www.luxor-info.com).

Nachdem Hassan, während seines obligatorischen Miltärdienstes in Kairo Fahrer eines hohen Offiziers des militärischen Geheimdienstes, lange Jahre als Fremdenführer mit eigenem Taxi tätig war, entschloss er sich vor einigen Jahren, Teile seines Hauses zu Appartements für Touristen auszubauen. Anfangs erfolgte die Werbung dafür rein über Mundpropaganda, später kam dann eine von einem Deutschen in Luxor betriebene Homepage hinzu, in der die Schöne Aussicht (marginale) Aufnahme fand.

Wir (wann immer ich den Ausdruck "wir" benutze, meine ich damit, sofern ich nichts Anderes aussage, meine Verlobte, Alexandra Velten, und mich) erfuhren von Hassan und seinen Wohnungen zum ersten Mal Ende 2003, als wir unseren Ägyptenurlaub für 2004 planten. Wir hatten uns vorgenommen, unser drittes Mal in Luxor nicht mehr im Hotel (wir waren zu diesem Zeitpunkt zweimal im Hotel Emilio in Luxor-Stadt gewesen), sondern in einer (am besten landestypischen) Wohnung zu verbringen. Recherchen im Internet hatten uns u.a. zu Hassans Haus geführt, für das wir uns dann schließlich wegen der wunderschönen im arabischen Stil eingerichteten Wohnung im Erdgeschoss entschieden. Beinahe wären wir durch den üblen Einfluss eines fiesen Krokodils (auch dies eine Geschichte für einen späteren Beitrag ...) dann doch in einem anderen Haus gelandet, aber zum Glück haben wir uns durchgesetzt.

Zum Glück.

Bereits als Hassan uns mit seinem Taxi vom Flughafen abholte, nahm er uns mit seiner unerschütterlichen und ansteckenden Freundlichkeit gefangen. Hassan entpuppte sich als großartiger Gastgeber, der sich bemühte, uns aber wirklich jeden Wunsch von den Augen abzulesen, für uns Einkaufen ging (na, gut... für uns seine älteren Kinder zum Einkaufen schickte), uns Tipps gab, wo man günstig (und fast zu Einheimischen-Preisen) einkaufen konnte und wo wir einen Friseur zu Einheimischen-Preisen fanden, uns durch die Gegend kutschierte (gern auch kostenlos bei kürzeren Strecken), uns günstigen Stoff für maßgeschneiderte Galabijas (die Kleid ähnlichen, total bequemen Alltagsgewänder traditioneller Ägypter) besorgte - und das Essen ...

Dem Essen im Haus gebührt ein eigener Absatz. Oder auch zwei. Jeden Morgen gibt es ein umfangreiches Frühstück nach ägyptischer Art mit täglich variierenden Bestandteilen: z.B. einen Teller Fûl Medamis (Bohnen mit dicker Soße); von Fatma selbst gebackenes Brot; weißen Käse; gebackene Auberginen; Tahina (dünnflüssige Sesampaste zum Tunken des Brots); Eier in diversen Zubereitungsformen; Joghurt; diverse Säfte; und schwarzen Tee. Viel schwarzen Tee. Schwarzen Tee gibt es immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit, auf Wunsch in großen Mengen schnell zubereitet. Nach dem Frühstück ist man für den Rest des Tages satt (und muss allenfalls aus Appetit in einem Lokal am Nachmittag ein Omm Ali, eine mörderisch gute Süßspeise, eine ägyptische Spezialität mit Milch, Rosenwasser, gehackten Pistazienkernen, gehackten Mandeln und gehackten Haselnüssen, Rosinen, Zimtpulver und erhitzter Milch, zu sich nehmen - aber über ägyptisches Essen sollten wir uns vielleicht ein anderes Mal unterhalten).

Abends gibt es dann, wer hätt's gedacht, Abendessen, in der Regel so viel, dass man ungefähr ein Drittel davon essen kann - wenn man Hunger hat. Nach einer Suppe gibt es einen Teller mit Beilagen (Reis oder Nudeln, dazu Gemüse) sowie eine Portion Fleisch (in der Regel Rind, Huhn, Ente, gefüllte Taube oder Kofta, gut gewürztes ägyptisches Hackfleisch in kleinen Röllchen) - und dazu Molokheya, eine Suppe aus einem grünen Gemüse, das einen wenig an schleimigen Spinat erinnert, aber ausgesprochen lecker schmeckt. Und Tee. Habe ich den Tee schon erwähnt? (Statt schwarzem Tee gibt es gern auch Karkade, ägyptischen Hibiskusblütentee.) Und damit man mich nicht missversteht: Natürlich gibt es mehr als einen Teller, da immer reichhaltig Nachschlag zur Verfügung steht. Wir haben aber nie mehr als einen Teller geschafft.

Da wir beide gern Wasserpfeife rauchen, hat Hassan (er selbst raucht nur Zigaretten, gleichwohl seine Mutter eine eifrige Shisha-Raucherin war und seine Frau Fatma mittlerweile eine ist) eigens für uns eine Shisha angeschafft, die nur für uns aus dem Schrank geholt wird und für die Hassan (oder eines der älteren Kinder - manchmal überschlagen sie sich geradezu, wer sich denn nun um die Kohle kümmern darf) uns jederzeit Holzkohle erhitzen - meist ohne dass wir nachfragen müssen. Und den Tabak besorgt er uns auch gleich mit (obwohl wir mittlerweile selbst wissen, wo wir den praktisch zu Einheimischen-Preisen bekommen, aber solche kleinen Details stören Hassan nicht).

Ich denke, man versteht so langsam, warum wir uns in Hassans Haus so wohl fühlen. Man hilft dann auch gern selbst aus, indem man Hassan und seiner Familie ein wenig unter die Arme greift. Abgelegte Kleidung ist stets gern gesehen, und meine beiden letzten Handys fanden bei Hassan und Ali dankbare Abnehmer. Und nachdem Hassan und von einem elektrischen Fliegentöter erzählte, den er sich zulegen wollte, damit die Fliegen und Stechmücken uns (und anderen Gästen) auf der Terrasse nicht mehr so zu schaffen machten, den er sich aber nicht leisten konnte, haben wir ihm einen gekauft - zum für uns geringen Preis von 250 Ägyptischen Pfund (etwa 35 Euro) - nicht viel für uns, aber doch außer der Reihe viel für einen Familienvater mit sechs Kindern ...

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